Deutscher Name: Köhlerschildkröte
Wissenschaftlicher Name: Chelonoidis carbonarius

Schutzstatus: Washingtoner Artenschutzabkommen, Anhang II / EU-Artenschutzverordnung, Anhang B
Unterarten: Die Köhlerschildkröte wird trotz ihres großen Verbreitungsgebietes nicht in Unterarten unterschieden.

Verbreitungsgebiet:
Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über weite Teile des nördlichen Südamerikas. Die folgenden Länder Südamerikas sind von der Köhlerschildkröte besiedelt. Panama , Kolumbien, Venezuela, Guyana, Surinam, Französisch-Guayana, Brasilien, Bolivien, Paraguay und das nördliche Argentinien.

Quelle (Klimadiagramme): http://www.iten-online.ch/klima/klimatabellen.htm

Lebensraum:
Die Lebensräume der Köhlerschildkröten liegen im Flachland der immer feuchten oder wechselfeuchten Tropen. Dort bewohnen die Tiere die Regenwälder, Dornbuschtrocken- und Galeriewälder, aber auch die Gras- und Feuchtsavannen.

Körperbau und Aussehen:
Die Köhlerschildkröte besitzt einen schwarzen bis gräulichen Rückenpanzer. Im Zentrum der einzelnen Schilde bilden sich so genannte gelbbräunliche Areolen. Der Bauchpanzer ist durchweg bräunlich oder beige gefärbt und die einzelnen Schilde sind je nach Herkunftsgebiet unterschiedlich dunkel gemustert (pigmentiert). Die Haut der Köhlerschildkröte ist hauptsächlich grau. Am Kopf und den Beinen befinden sich zudem die gelben, orangen und roten Schuppen, die für das unverkennbare Aussehen der Köhlerschildkröte verantwortlich sind. Die Hornschuppen an den Beinen der Köhlerschildkröte sind größtenteils rot, weshalb diese Schildkröte im englischsprachigen Raum „red-footed tortoise“ genannt wird.

Größe und Gewicht:
Wegen dem extrem großen Verbreitungsgebiets variieren Größe und Gewicht der einzelnen Exemplare deutlich. Nach Aussage verschiedener Autoren kann die Köhlerschildkröte ein Gewicht von 20 Kilogramm, bei einer Panzerlänge von 50 cm erreichen. Im Durchschnitt liegen die Werte aber deutlich darunter.

Unterscheidung der Geschlechter:
Die Männchen sind meistens etwas größer (gleiches Herkunftsgebiet voraus gesetzt) und bilden von Oben gesehen eine leichte Taille. Ein Blick auf den Bauchpanzer (Plastron) und den Schwanz verrät im geschlechtsreifen Alter ganz deutlich, was Männchen und was Weibchen ist. Während bei den männlichen Tieren der Plastron deutlich nach Innen gewölbt ist, bleibt er bei den weiblichen Exemplaren relativ eben. Der Schwanz des Männchens ist deutlich größer und wird seitlich angelegt. Bei den Weibchen hingegen bleibt der Schwanz deutlich kleiner. Ihre Geschlechtsreife erreichen Köhlerschildkröten je nach Wachstum zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr.

Lebenserwartung:
Zwischen 40 und 80 Jahre.

Lebensweise:
Köhlerschildkröten können in kleinen Gruppen gehalten werden und sind tagaktiv. Von einer Einzelhaltung rate ich ab.

Haltung und Unterbringung:
Köhlerschildkröten benötigen ein feuchtwarmes Klima. Das macht die Haltung dieser Schildkrötenart recht interessant. Denn die klimatischen Verhältnisse bedeuten eine gewisse Herausforderung für den Halter. Zum einen muss er dafür sorgen, dass die Luft immer schon feucht und warm bleibt, ohne die Schildkröte Zugluft auszusetzen. Zum anderen muss er dafür sorgen, dass die Bausubstanz der Unterbringung nicht verrottet, und dass sich kein Schimmel bildet. Gerade deshalb ist eine Wohnungshaltung nur schwer realisierbar. Anders herum benötigt nicht nur eine externe Lösung immer hochwertige Technik und ein Maximum an Instandhaltungsaufwand.

Für die Unterbringung im Wohnhaus benötigt man ein geräumiges Zimmergehege oder Gehegezimmer. In diesem Fall hat sich ein kleiner Raum im Raum bewährt. Hierdurch wird eine höhere Luftfeuchte erzielt. Es muss für eine ausreichende UV-Versorgung gesorgt und ein Sonnenplatz eingerichtet werden, an dem die Tiere schnell auf ihre Vorzugstemperatur kommen können (liegt bei ca. 36 Grad). Dabei richtet sich die Größe des Lichtkegels nach der Größe der im Gehege befindlichen Tiere. Das Gehege sollte sowohl helle und schattige Flächen vorweisen. Eine üppige Bepflanzung sorgt für ein relativ feuchtes Klima (über 75% sollten es schon sein). Eine Wasserstelle ist zwingend erforderlich. Das Wasser sollte mindestens Raumtemperatur haben. Die Tages-Lufttemperaturen liegen zwischen 25 und 30 Grad Celsius, während sie in der Nacht auf knappe 20 Grad herunter kühlen dürfen/sollten. Der Boden sollte an den schattigen Stellen feucht sein, es darf sich aber keine Staunässe bilden. Feuchter Boden ist gerade im Jungtieralter sehr wichtig. Am Sonnenplatz darf der Boden trocken sein. Als Bodengrund haben sich humoser Waldboden oder lockere Gartenerde bewährt. Pflanzen wie Farne, Moose und Gräser bilden gute Versteckmöglichkeiten und einen abwechslungsreichen Untergrund. Auch Äste und Wurzeln können gut eingebracht werden. Rank-Pflanzen wie zum Beispiel die Efeutute (Epipremnum) können im oberen Bereich als Schattenspender dienen und halten wie gesagt die Luftfeuchte hoch.

Die Schildkröten sollten im Sommer, an warmen Tagen Zugang zu einem Freilandgehege mit beheiztem Schutzhaus (Frühbeet/Gewächshaus – je nach Größe und Alter der Tiere) haben. In keinem Zimmergehege der Welt kann man das natürliche Sonnenlicht und die natürlichen Reize wie Wind und Wetter simulieren, geschweige denn ersetzen…

Die optimale Haltung von Köhlerschildkröten findet in einem so genannten Ganzjahresgehege statt. Diese Gehege-Variante beinhaltet ein geräumiges Schutzhaus, was die Tiere im Winter bewohnen. Im Sommer gibt es dann eine direkte Zugangsmöglichkeit vom Schutzhaus aus in den Freilandbereich. Die Voraussetzungen bei der Gestaltung des Schutzhauses sind identisch wie beim Zimmergehege, nur dass hier die Räumlichkeiten des Schutzhauses im Winter verlässlich gut beheizt sein müssen und das Haus die Wärme im Inneren behalten muss. Sprich, es benötig gute Isolierwerte. Auch in einem externen Schutzhaus benötigen die Tiere im Winter Tagestemperaturen von 25 und mehr Grad. Ein Mindestflächenangebot im Winter pro Tier ist schwer zu beziffern, aber pro ausgewachsenen Tier sollten schon 3 m² zur Verfügung stehen – wobei mehr Platz natürlich immer besser ist.

Zucht und Aufzucht:
Köhlerschildkröten legen bis zu vier Gelege mit jeweils maximal sechs Eiern pro Jahr. Die Eiablagen finden vermehrt zwischen November und März statt. Für die Eiablagen benötigen die Weibchen einen Teil im Gehege, wo sie ungestört Ihre Eier im mindestens 20 bis 30 cm tiefen Erdreich ablegen können. Meistens finden Eiablagen in unmittelbarer Nähe der Wärmelampen statt. Die Eiablagen meiner Weibchen beginnen fast immer am späten Nachmittag und enden in der Dämmerung. Um die Eier im Inkubator zu bebrüten, muss man nach Verlassen des Weibchens die Eigrube langsam ausheben und die Eier bergen (bitte die Position und Lage der Eier nicht mehr verändern, das Ei also bitte nicht mehr drehen). Danach legt man die Eier in ein geeignetes, trockenes Brutsubstrat (Vermiculit oder ähnliches), bedeckt das Ei komplett damit und sorgt für Temperaturen von 29 bis 32 Grad bei hoher Luftfeuchte. Ein Schlupf ist nach 110 bis 150 Tagen zu erwarten.

Der eigentliche Schlupfvorgang kann über mehrere Tage andauern. Die Aufzucht der Jungtiere kann in einem Terrarium erfolgen. Wichtig hierbei ist, dass gerade Jungtiere ein feuchtes Substrat und Gehegeklima benötigen. Da sie sich im Habitat immer im Unterholz bewegen, sollte das Gehege den Tieren ebenfalls einen guten Sichtschutz bieten. Zu trockene Haltung verursacht nicht selten Höckerbildung und Verwachsungen. Ansonsten werden Jungtiere, wie geschlechtsreife (adulte) Köhlerschildkröten gehalten. Im Freilandbereich müssen die Jungtiere jedoch von allen Seiten vor Fressfeinden wie Krähenvögel, Ratten oder Mardern geschützt werden (z.B. Netzabdeckung über dem Gehege und ein festes Fundament von unten…)

Ernährung:
Chelonoidis carbonarius ernährt sich omnivor. Neben der hauptsächlich pflanzlichen Nahrung, nehmen die Tiere auch tierische Kost zu sich. Diese sollte bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren aber nicht zu häufig gereicht werden. Neben Würmern und langsamen Insekten, stehen Schnecken und Aas auf dem Speisplan. Hauptsächlich ernähren sich Köhlerschildkröten jedoch von Gräsern, Samen, Kräutern, Wurzeln, Laub, Blüten, Früchten und Pilzen. Bei der Haltung in Mitteleuropa spielen daher Wildkräuter eine große Rolle. Löwenzahn, Wegericharten, Pimpinelle, Nesseln, Franzosenkraut, Klee, Nacht- und Königskerze, Malven, sowie viele weitere Kräuter können gereicht werden oder sollten im Freilandgehege der Tiere zu finden sein. Da diese Landschildkrötenart keine Winterstarre hält, benötigen die Tiere im Winter Alternativfutter wie Endivien, Romana, Rucola, Radicchio, Mangold und anderes, unbedenkliches Gemüse. Ab und an angereichert mit Pilzen wie Champignons, Kräuterseitlinge oder Austernpilze ergeben diese Kulturpflanzen eine gesunde Mahlzeit im Winter. Um den Tieren etwas Abwechslung zu gönnen, lege ich den Schildkröten einmal im Jahr eine Forelle ins Winterquartier um den Fund von Aas nachzuahmen. Einmal alle paar Wochen gibt es dann noch etwas fruchtiges, wie Papaya, Apfel oder Feige.

Besonders wichtig ist jedoch, dass die Schildkröten genügend Kalzium zu sich nehmen. Dafür sollten in den Gehegen Sepiaschalen ausgelegt werden. Die Weibchen benötigen das zusätzliche Kalzium für die Beschalung ihrer Eier. Die Jungtiere für ein gesundes Wachstum und ansonsten benötigen alle Tiere der Gruppe für ihren Knochenbau diesen wichtigen Nahrungsbestandteil. Da die Köhlerschildkröte sehr gerne die Einrichtung ihres Geheges niedertrampelt und zerstört, wundert es einen sicher nicht, dass sie auch Geschmack an der einen oder anderen Gehege-Pflanze findet. Diese sollte nicht gedüngt sein. Hierbei haben sich die Efeutute, der Phlox, Bromelien, Hibiskus und die Hundsrose als sehr beliebte Futterpflanze heraus gestellt.

Abschließende Bemerkungen:
Die Köhlerschildkröte ist eine relativ friedliche Schildkröte, somit ist die Gruppenhaltung im Regelfall kein Problem. Selbst die Männchen scheinen untereinander zu harmonieren. Damit die Weibchen jedoch nicht vermehrt Eier ablegen, sollte man die männlichen Tiere saisonal von den Weibchen trennen (bevorzugt in den Sommermonaten). Im Grunde genommen ist die Köhlerschildkröte eine relativ leicht zu haltende Art. Man sollte aber niemals die letztendliche Größe der Tiere vergessen und genau so wenig die Gefahr der Schimmelbildung durch das feuchte Raumklima unterschätzen. Wenn man das alles beachtet, kann man mit der Köhlerschildkröte viel Freude haben. Es sind bei artgerechter Unterbringung sehr aktive Tiere und ihre besondere Farbgebung macht diese Landschildkrötenart zu einem interessanten Beobachtungsobjekt. Der hochbeinige Gang dieser Art ermöglicht den Tieren ein schnelles Vorankommen auch im unwegsamen Gelände. Das breite Nahrungsspektrum und die ganzjährige Aktivphase lassen den Halter von Köhlerschildkröten auch im Winter an seine Grenzen stoßen, wenn es heißt ein abwechslungsreiches Futterangebot zusammen zu stellen.

Wie bei allen Wildtiergehegen in Deutschland, sollten auch die Halter von Köhlerschildkröten sich vor dem Kauf erkundigen, ob die Errichtung eines Ganzjahresgeheges vom zuständigen Amt genehmigt werden muss, das ist in jedem Bundesland leider anders geregelt. Da die Tiere im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens stehen, sind sie nicht kennzeichnungspflichtig. Es genügt der normale Herkunftsnachweis für die Anmeldung beim Amt. Bitte beachten Sie, dass man bei neu gekauften Tieren immer eine Quarantäne einhalten sollte. Dadurch wird einer Ansteckung durch Parasiten, Viren und/oder Krankheiten vorgebeugt. Bitte besprechen sie das auch mit einem sachkundigen Tierarzt. Den sollten Sie bereits vor Beginn der Haltung suchen. Denn wenn es während der Haltung auf einmal zu Komplikationen kommt, sollten sie nicht erst jetzt anfangen müssen, einen geeigneten Arzt ihres Vertrauens zu finden.

Diese Haltungsbestimmungen ersetzen keine notwendige Fachliteratur.

Fachliteratur: Die Köhlerschildkröte (Chelonoidis carbonarius)

Alle Angaben ohne Gewähr.

Autor:
Ralf Czybulinski / 46244 Bottrop / BRD

Bildnachweise:
Bilder “Köhlerschildkröten“ & „Gehege-Beispiele : vom Autor

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