Die Schildkrötenart des Jahres 2017:

Deutscher Name                           Rotwangen-Schmuckschildkröte

Wissenschaftlicher Name           Trachemys scripta elegans

Einleitung und Vorwort

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte braucht denke ich, dem ambitionierten Halter sowohl von Wasser-, Sumpf-, als auch Landschildkröten eigentlich nicht vorgestellt zu werden. Selbst dem Laien, der sich mit Schildkröten nicht auszukennen scheint, ist die Rotwangen-Schmuckschildkröte ein Begriff. Besonders durch ihre schöne Zeichnung und den namensgebenden roten Streifen am Kopf ist sie besonders schön anzusehen und ein sehr attraktiver Pflegling. Dies führte dazu, dass amerikanische Zuchtfarmen, in denen sie anfangs nur zur Nahrungsmittelgewinnung gezüchtet wurde, die Rotwangen-Schmuckschildkröte auch auf den Weg in den weltweiten Zoohandel brachten. Durch ihre Anpassungsfähigkeit eroberte die Rotwangen-Schmuckschildkröte die Welt. Mittlerweile gibt es weltweit bestätigte und nachgewiesene Populationen, die sich etabliert haben. Leider wird ihr diese

Anpassungsfähigkeit jetzt zum Verhängnis, denn seit dem 01.08.2016 darf sie weder in die Europäische Union eingeführt, verkauft, vermarket oder gehalten werden. Mit der Ausnahme, dass Altbestände bis zum Tode noch weitergepflegt werden dürfen. Aufgrund verantwortungsloser Halter, welche ihre Tiere die zu groß wurden, um sie in

einem kleinen Becken zu halten, einfach ausgesetzt haben, wurde sie zum Faunenverfälscher und somit zur invasiven Art.

Aufgrund ihres erfolgreichen Siegeszuges, dem nun anstehenden Kampf gegen die Europäische Union und der daraus resultierenden, aktuellen Problematik, die uns alle betreffen kann, hat es die Rotwangen-Schmuckschildkröte verdient, die Schildkrötenart des Jahres 2017 zu sein.

Schutzstatus

Kein Schutzstatus. In der Europäischen Union seit dem 01.08.2016 als Neozoen eingestuft. Seitdem gilt ein Besitz-, Haltungs- und Vermarktungsverbot mit Ausnahme vom Fortbestand von Altbeständen. Zudem dürfen Zoohändler und Auffangstationen ihre Restbestände ein Jahr lang noch abgeben.

Unterarten

Die Rotwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta elegans) ist eine Unterart der Trachemys scripta (Buchstaben- Schmuckschildkröte). Zu dieser Gruppe gehören zudem die Gelbwangen-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta scripta) und die Cumberland-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta troostii).

Verbreitungsgebiet

Das natürliche Herkunftsgebiet der Rotwangen-Schmuckschildkröte sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Ihr Verbreitungsgebiet reicht dort von Michigan durch die mittleren Staaten und teilweise auch die Ostküste entlang bis nach Mexico. Mittlerweile ist sie durch Massenzucht, für den Lebensmittel- und Zoohandel in den Vereinigten Staaten, Asien und der Europäischen Union weltweit verbreitet. Es fehlen nur die Polarregionen. Gesicherte Nachwuchspopulationen gibt es sowohl auf Hawaii, Thailand, Vietnam, in Spanien, Griechenland, der Türkei und Italien.

Lebensraum

Als Lebensraum bevorzugt sie Gewässer wie Seen, Teiche und Tümpel. Auch Flüsse und deren Auen, und auch Regenwasserspeicher, sowie Kühlwasserbecken werden besiedelt. In den von den Tieren bewohnten Gewässern werden herausragende Baumstämme, Wurzeln und auch Steine als Sonnenplätze genutzt, da Rotwangen-Schmuckschildkröten wahre Sonnenanbeter sind und viel Zeit damit verbringen. Dieses Sonnenbad nutzen sie dafür um auf sogenannte Betriebstemperatur zu kommen, da sie wechselwarme Tiere sind und ihre Körpertemperatur von der Umgebungstemperatur abhängt. Wenn sie sich nicht gerade sonnen, verbringen sie viel Zeit mit der Nahrungssuche. Wird es Abend ziehen sie sich an einen Ruheplatz zurück, und verbringen schlafend die Nachtstunden.

Größe

In Ausnahmefällen können Weibchen eine Rückenpanzerlänge (Carapax) von bis zu 29cm erreichen. Meist bleiben sie mit durchschnittlichen 20 bis 25cm jedoch kleiner. Das Gewicht kann dementsprechend zwischen 2 und 2,5 kg betragen. Somit gehört Trachemys scripta elegans zu den mittelgroßen Sumpfschildkröten.

Männchen dagegen bleiben weitaus kleiner und erreichen eine Carapaxlänge von 16-20cm. Besonders ist der Geschlechtsdimorphismus hervorzuheben. Männchen weisen einen deutlich dickeren Schwanz auf und die Vorderkrallen sind stark verlängert. Diese werden gebraucht um das Weibchen beim Paarungsritual zu animieren. Das Männchen schwimmt dabei vor dem Weibchen und zittert mit den Krallen vor dem Kopf des Weibchens, bis dieses zur Kopulation bereit ist.

Lebenserwartung

Die Lebenserwartung ist bei gefangenen Wildfängen auf ca. 60 Jahre taxiert worden. Ob sie noch älter werden ist aktuell nicht bekannt. In Gefangenschafft dürfte die Lebenserwartung durch falsche Ernährung und Haltung wesentlich geringer sein.

Geschlechtsreife

Die Geschlechtsreife ist weniger vom Alter, sondern vielmehr von der Größe abhängig. Männchen können bereits ab einer Carapaxlänge von ab 11cm und Weibchen ab 22cm geschlechtsreif werden.

Einrichtung des Aquariums

Zur Haltung von Jungtieren bis zu einer Carapaxlänge von 5cm reicht ein Aquarium mit der Grundfläche von 80 x 35cm aus. Wenn die Carapaxlänge zunimmt (Wachstumsstadium) ist ein größeres Aquarium notwendig. Die Mindestgröße vom 150x60x60cm sollte auf keinen Fall unterschritten werden. Wer die Möglichkeit hat und die Statik des Raumes mitspielt, kann auch anstatt eines Aquariums einen Zimmerteich nutzen. Bauanleitungen und Bilder dazu gibt es im Internet.

Sonnenplatz

Natürlich sollte ein geeigneter Sonnenplatz in Form einer Sonneninsel vorhanden sein. Diesen Sonnenplatz nutzen die Tiere um auf Betriebstemperatur zu kommen. Daher sollte er auch den Ansprüchen des Tieres entsprechen. So sollte er in jedem Fall groß genug sein und über unterschiedliche Temperaturzonen verfügen, damit sich das Tier den geeigneten Platz selber auswählen kann.

Außenhaltung

In den Sommermonaten April– Oktober bietet sich eine Teichhaltung im Freien an. Wer also über einen Garten verfügt, kann sich dort unter Berücksichtigung der Sonneneinstrahlung den geeigneten Standort auswählen. Beim Anlegen eines Außenteiches gilt es das Areal ausbruchsicher zu gestalten, z.B. durch einen blickdichten Zaun aus glatten Holzbrettern, sodass er nicht überklettert werden kann, da Schildkröten sehr gute Kletterer sein können. Aus diesem Grund ist von einem Maschendrahtzaun oder sehr rauen, aber geraden Steinmauern abzuraten.

Text: Thorsten Stackelbeck, Fotos: Ralf Czybulinski und Anita Scheidig

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